Wortkrimi 3 – Windauge

Europäischer Wort-Krimi Nr. 03

 

Das Windauge als Fenster im Januar

Das deutsche Wort Fenster wurde früh, schon im 8. Jahrhundert, aus dem Lateinischen entlehnt. Dort war das Wort fenestra geläufig (Öffnung, Luke in der Wand oder Mauer). Bei dem Wort handelt es sich aber nicht um einen Neologismus der Römer. Sie entlehnten das Wort genauso und zwar von den Etruskern als diese noch vor dem Aufstieg Roms im heutigen Norditalien lebten. Das ‚Fenster‘ lebt heute in vielen europäischen Sprachen weiter, wenn auch nicht in allen:

Friesisch finster, Französisch la fenêtre, Italienisch und Katalanisch la finestra, Niederländisch het venster, Rumänisch a fereastrǎ, Rätoromanisch la fanestra, Schwedisch fönster.

Alternativ existiert in anderen Sprachen die alte germanische Verbindung aus „Wind“ und „Auge“ weiter, daher heißt auf Dänisch vindue, auf Englisch window, und auf Norwegisch vindu.

Und auch im Spanischen gibt es einen ähnlich „windigen“ Gedankengang, denn das Fenster heißt la ventana, abgeleitet von Lateinisch ventus ‚Wind’. Vergleichen Sie dazu die Fremdwörter Ventil, Ventilator und ventilieren, die auf diesem Wortstamm basieren.

Eine „Augen“-Erklärung gibt es auch in einigen slawischen Sprachen, so heißt es auf Russisch окно bzw. Polnisch, Slowakisch, Slowenisch und Tschechisch okno kommen von oko ‚Auge’.

Interessant ist noch die etymologische Erklärung von Fenster im Portugiesischen: a janela kommt von Lateinisch januella, einer Verkleinerung zu janua ‚Haustür, Eingang, Zugang’. Wir kennen noch Ianus, den römischen Gott des Ein- und Ausganges bzw. das Tages- und Jahresbeginns, der doppelköpfig dargestellt wird. Daraus leitet sich der Monatsname Januar ab, der das alte Jahr beendet und das neue Jahr einleitet.

Quellen:

Machado, José Pedro 1995: Dicionário Etimológico da Língua Portuguesa. Terceiro Volume F-l. Lisbao. S. 340

Walde , A. und Hoffmann, J.B. 1982: Lateinisches Etymologisches Wörterbuch, Erster Band, S. 478

und diverse Wörterbücher.