Wortkrimi 10 – Zehn Länder

Europäischer Wort-Krimi Nr. 10

 

Waren Sie schon einmal in den folgenden zehn Ländern?

Gemischtes Land, Bergland, Küstenland, Flachland, Warmer Hafen, Land der Ruderer, Volksland, Land des Wortes, Truppenland oder Grenzland

Wenn wir diese Ländernamen in die heutigen Namen etymologisch zurückübersetzen, dann lautet die Frage:

Waren sie schon einmal in (1) Bulgarien, (2) Kroatien, (3) Litauen, (4) Polen, (5) Portugal, (6) Russland, (7) Serbien, (8) Slowenien bzw. Slowakei, (9) Tschechien oder (10) Ukraine?

(1) Bulgarien

Aufgrund seiner ethnischen Vielfalt hat Bulgarien den „richtigen“ Namen, denn er leitet sich von dem alten türkischen Wort bulga ’vermischt’ ab. Die Mehrheit der Bürger in Bulgarien sind Slawen. Daneben existieren aber auch zahlreiche Minderheiten; darunter insbesondere Türken, weiterhin Roma, Armenier, Aromunen, Gagausen, Griechen, Karakacanen, Pomaken und Russen.

(2) Kroatien

Eine der Deutungen des Namens ‚Kroatien‘ – ursprünglich heißt das Land Hrvatska – geht auf Kroatisch hrbat ’Bergrücken’ zurück und bezieht sich auf das Dinarische Gebirge im Lande. Eine andere etymologische Ableitung geht von dem altiranischen Wort haurvata ’Viehhüter’ aus.

Von Hrvat ‚Kroate’ kommt über Französisch la cravate das deutsche Wort Krawatte. Im 17. Jahrhundert wurden aus Kroatien Reiterverbände für die französische Armee angeworben. Diese Kroaten trugen Halsbinden, die dann modisch übernommen wurden.

(3) Litauen

Die Ursprung des Namens ist umstritten, aber zwei Versionen dominieren: Er könnte von Lateinisch litus für ’Küste’ abstammen oder aber der Name geht auf den Flussnamen Lietava zurück.

(4) Polen

Polen ist bekanntlich ein weitestgehend flaches Land, weshalb das slawische Wort polje ’Feld, Fläche, Ebene’ als Ursprung für den Landesnamen gilt.

(5) Portugal

Wenn auch mit Vorsicht zu genießen, so wird der Name Portugal von Lateinisch portus ’Hafen’ und calidus ’warm’ abgeleitet, also Portugal gleich ’Warmer Hafen’.

(6)Russland

Obgleich die russische Seite lieber behauptet, der Landesname hätte slawische Wurzeln, so sind sich die (westlichen) Linguisten und Historiker darin einig, dass die Herkunft im Wort Ruotsi‚ die Eigenbezeichnung der ’Wikinger’, oder ruotsi ’Ruderer’ (auf den Drachenschiffen der Wikinger) liegt, da die Wikinger im 10. Jahrhundert nach und über Russland bis zum Schwarzen Meer über die Flüsse fuhren. Im Finnischen heißt Schweden Ruotsi.

(7) Serbien

Der Name Serbien geht auf slawisch srb ’Volk’ zurück. Das ‚r‘ stellt im Slawischen eine Art Vokal dar. Wir kennen in Deutschland die slawische Minderheit der Sorben in Brandenburg und Sachsen. Vom Urlaub kennt man die adriatische Insel Krk.

(8) Slowenien oder Slowakei

In beiden sich stark ähnelnden Ländernamen steckt die altslawische Wortwurzel slovo ’Wort’. Eventuell liegen auch die Wurzeln slava ’Ruhm’ oder slo / sla ’Wasser’ den Namen zugrunde.

(9) Tschechien

Der Landesname leitet sich wahrscheinlich von četa ’Armee, Krieger’ ab. Der Name könnte aber auch von einem alten Stammesführer namens Čech abstammen.

(10) Ukraine

Russisch край (kraj) bedeutet Rand, d.h. die Ukraine liegt am Rande von Russland.

Quellen:

Atlas der wahren Namen. Etymologische Karte Europa

Kästner, Hugo 2007: Von Aachen bis Zypern. Geografische Namen und ihre Herkunft. Baden-Baden

Pfeifer, Wolfgang 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Berlin