Arabische Vermittlung

Für die Entwicklung der Wissenschaft seit dem Hochmittelalter und der späteren Blüte in der Renaissance und dem Humanismus spielten die Araber eine überragende Rolle in der Vermittlung des Wissens und der Erkenntnisse aus der Antike, denn sie bewahrten und vermittelten eine Fülle griechischer Gelehrsamkeit. (vgl. Crombie 1989: 102)

Die Hauptzentren  für die Ausbreitung der griechischen Naturwissenschaft waren die Stadt Toledo in Spanien seit der Mitte des 12. Jahrhunderts und Sizilien vom Ende des 12. bis Ende des 13. Jahrhunderts. Die Übersetzungen erfolgten zum Beispiel aus dem Arabischen ins Kastilische (Spanisch) und dann weiter ins Lateinische und später auch wieder direkt aus dem Griechischen. Dadurch wurden bedeutende Werke von Aristoteles, Euklid, Ptolemäus, Galen und Hippokrates dem christlichen Abendland wieder bekannt. Aber nicht nur die philosophischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der Griechen, sondern auch das mathematische Wissen der Inder wurde vermittelt.

Die indischen Mathematiker kannten den Gebrauch der Null, sie konnten Quadrat- und Kubikwurzeln ziehen, sie verstanden sich auf die Bruchrechnung und kannten Probleme der Zinsrechnung (vgl. Crombie 1989: 109f). Noch heute sind die Inder für ihre guten Mathematik-Kenntnisse bekannt, denn der größte Teil der weltweit gebrauchten Software-Programme wird in Indien entworfen und hergestellt. Die arabische Vermittlung lässt sich an einigen mathematischen Fachbegriffen gut erkennen:

Algebra: Dieses mathematische Teilgebiet hat seinen Namen von arabisch „al-gabr, eigentlich ‘Wiederherstellung, Einrenkung (getrennter, gebrochener Teile)‘, im mathematischen Sinne die Umwandlung eines negativen Wertes in einen positiven dadurch, dass er auf die andere Seite einer Gleichung gebracht wird. Das arabische Wort ist enthalten in dem Titel ‚ilm al-gabr wa l-muqabala, Wissenschaft von den Wiederherstellungen und von den Vergleichungen‘ eines von dem persisch-arabischen Mathematiker Al-Hwarizmi um 825 n.Chr. geschriebenen Werkes.“ (Pfeifer 1993: 26)

Algorithmus: Das ist eine Verstümmelung des eben genannten Mathematikers Al-Hwarizmi.

Alkohol: Arabisch kuhl bezeichnet ein pulverisiertes Färbemittel Antimon und andere durch Destillation gewonnene Essenzen.

Magazin: Ursprung ist das Wort machzan, Plural machazan = Speicher, Zeughaus. Daher auch französisch magasin = Laden, Geschäft.

Mokka: Der starke Bohnenkaffee hat einem Namen von dem am Roten Meer gelegenen Ausfuhrhafen Mucha.

Mumie: Der Name der des einbalsamierten Leichnams beruht auf arabisch-persisch mumiya = harzige Masse, einbalsamierter Leichnam.

Mütze: Das Wort geht auf Mittellateinisch almucia = geistlicher Kopfbedeckung, Art Kapuze zurück. Wegen des bei uns weggefallenen Anlautes al wird arabischen Ursprung vermutet, aber es ist nicht gewiss.

Razzia: Die überraschend durchgeführte polizeiliche Fahndungsaktion geht auf arabisch gaziya = Beute- und Rachezug eines Stammes gegen seinen Nachbarn zurück.

Ziffer: Das Wort wurde früher für Null und wird heute für Zahlzeichen benutzt. Es kommt von arabisch sifr, das zu arabisch safira = leer sein gehört, einer Lehnübersetzung zu altindisch sunya-m = das Leere.

Weitere Worte aus dem Arabischen

Almanach, Amulett, Aprikose, Arsenal, Artischocke, Baldachin, Chemie, Giraffe, Haschisch, Kabel, Kadi, Kaffee, Kamel, Kuppel, Laute, Marzipan, Massage/massieren, Sirup, Sofa, Tasse, Watte, Ziffer und Zwetschge.