Italienischer Spracheinfluss

Der kulturelle Einfluss Italiens lässt sich sprachlich insbesondere an den drei Bereichen Bankwesen, Musik und Essen erkennen.

Banksprache
Die Banksprache ist italienisch, denn „italienische Geldwechsel und Bankleute standen an der Wiege des modernen europäischen Bankwesens“ (Duden 2001: 68).

Bank: Die Geschäftsbank ist sprachlich identisch mit der Sitzbank. Das germanische Wort *bankiz ist früh in die romanischen Sprachen gelangt. Anfang war es der Tisch der Geldwechsel.
Dagegen kommt die Redensart „etwas auf die lange Bank schieben“ aus der Gerichtssprache, denn früher wurden die Gerichtsakten in langen bankenähnlichen Truhen aufbewahrt. Was dorthin kam, wurde nicht bearbeitet, denn es lag nicht auf dem Tisch des Richters.

Bilanz: Die Bilanz als Rechnungsabschluss für die vergleichende Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben kommt von italienisch bilancio zu spätlateinisch bilanx ’Waage’ mit zwei Waagschalen. Lateinisch bis bedeutet ’zwei’ und lanx ’Schüssel, Schale’. Ähnlich abgeleitet ist das über das Französische gekommene Fremdwort Balance ’Gleichgewicht. ’

brutto: Der kaufmännische Ausdruck brutto ’ohne Abzüge (der Steuern), mit Verpackung’ kommt von italienisch brutto, das eigentlich ’unrein, schmutzig, hässlich, gemein’ bedeutet.

Diskont: Der Diskont ist der „Zinsabzug bei Ankauf von noch nicht fälligen Wechseln, Zinsvergütung“. Der im 17. Jahrhundert entlehnte Begriff geht auf italienisch disconto ’allmähliche oder vorzeitige Abzahlung einer Schuld’ zurück. Das Wort ist die Gegenbildung zu conto ’Rechnung’. Hierzu gehört auch der englische Begriff Discount.

kalkulieren: Das Wort kalkulieren als ’berechnen, veranschlagen, planen’ kommt in die Kaufmannssprache im 16. Jahrhundert, einer Ableitung zu spätlateinisch calculare ’berechnen’ zu lateinisch calculus ’Steinchen, Spielstein, Rechenstein’ zu lateinisch calx ’Kalk’.

Kapital: Das Vermögen, die zinstragende Geldsumme kommt als Wort im 16. Jahrhundert aus dem Italienischen capitale ’Wert, Grundsumme, Vermögen in Geld, Reichtum’ zu uns. Es beruht auf lateinisch capitalis ’den Kopf, das Leben betreffend’, später in der Bedeutung ’bewegliches Gut, Wert, Grundsumme’, einer Ableitung zu lateinisch caput ’Haupt, Kopf, Hauptsumme, Grundstock, Kapital’. Vgl. auch englisch capital ’Hauptstadt’.

Kasse: Das italienische Wort cassa bedeutet eigentlich ’Behältnis, Ort zur Geldaufbewahrung’. Zugrunde liegt lateinisch capsa ’Behältnis, Kasten für Bücherrollen’, daher auch das andere Fremdwort Kapsel.

Konto: Das Wort kommt aus spätlateinisch computus ’Berechung’ zu lateinisch ’zählen’. Daher auch das Wort Computer, der im Prinzip nur die beiden binären Zahlen 0 und 1 benutzt.

Kredit: Einen Kredit erhält man, wenn man Vertrauen erweckt, denn italienisch credito ’Leihwürdigkeit ’ kommt vom Lateinischen credere ’(ver)trauen, glauben’.

Netto: Das ursprünglich italienische Wort bedeutet ’rein, sauber’, das auf lateinisch nitidus ’glänzend, hell, ungetrübt, sauer’ zurückgeht.

Porto: Das Porto zahlt man für das Tragen der Post zum Empfänger, denn zugrunde liegt italienisch bzw. lateinisch portare ’tragen’.

Prokura: Der mit einer Prokura, d.h. mit einer Vollmacht ausgestattete Prokurist kommt von italienisch procura zum Verb procurare ’sorgen, sich bemühen, erstreben, das Amt des Sachverwalters oder Staatsanwaltes ausüben’. Zugrunde liegt lateinisch procurare ’Sorge tragen, pflegen, verwalten’ zu cura ’Sorge, Pflege, Leitung, Geschäft’, daher auch unser Wort die Kur.

Rest: Wenn von einem Geldbetrag der Rest übrigbleibt, dann beruht das auf italienisch bzw. lateinisch restare ’zurück-, übrigbleiben’.

Risiko: Das Risiko ist stets ein Wagnis, eine Gefahr für den Kaufmann. Auszugehen ist von vulgärlateinisch resecum ’Felsklippe, übertragen Gefahr, die Schiffen droht’. Grundwort ist lateinisch resecare = ’abschneiden’.

Saldo: Das um 1600 aus dem Italienischen übernommene Fachwort Saldo ’Rechnungsabschluss’ geht auf das Verb saldare ’zusammenfügen, ein Konto ausgleichen’ zurück, dessen Ausgangspunkt lateinisch solidus ’dicht, fest’ ist, vgl. unser Wort solide.

Skonto: Skonto ist der Abzug bei Barzahlung. Italienisch sconto kommt von lateinisch absconditum ’Verborgenes, beiseite Geschaffenes’.

Musiksprache

adagio: Das Wort bedeutet ’langsam, ruhig’. Es wurde im 17. Jahrhundert aus dem Italienischen agio ’Bequemlichkeit ’ entlehnt.

allegro: Der Ausdruck bedeutet in der Musiksprache ’lebhaft, munter’. Er wurde im 17. Jahrhundert aus gleichbedeutend italienisch allegro übernommen. Oft kommt noch der Zusatz allegro ma non troppo ’lebhaft aber nicht allzu sehr’ hinzu.

Alt: Die tiefe Frauenstimme war historisch zunächst die hohe Männerstimme, bis sich auch Frauen als Solistinnen in der Kirchenmusik und in der Oper durchgesetzt haben. Das Wort kommt von lateinisch altus ’hoch ’.

andante: Diese musikalische Tempobezeichnung ’mäßig, langsam’ wurde im 18. Jahrhundert aus gleichbedeutend italienisch andante übernommen Zugrunde liegt das Verb andare ’gehen’, das auf vulgärlateinisch ambitare einer Intensivbildung zu lateinisch ambire ’herumgehen’ beruht, vergleiche unser Fremdwort Ambiente ’Umwelt, Milieu’.

Bariton: Die Bezeichnung für die mittlere Männerstimme wurde im 17. Jahrhundert aus italienisch baritono entlehnt, das selbst auf griechisch βαρυτονος ’volltönend ’ zurückgeht.

Bass: Die tiefe Stimmlage kommt von italienisch basso ’tief’. Das Wort wurde im frühen 16. Jahrhundert übernommen.

Libretto: Das Textbuch zur Oper kommt von gleichbedeutend italienisch libretto ’Büchlein’ zu lateinisch liber ’Buch’.

Oper: Die Oper hat sich im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelt. Dem italienischen Wort opera liegt lateinisch opera ’Arbeit, Tätigkeit, Mühe’ zugrunde, das ist der Plural zu lateinisch opus ’Arbeit, Handlung, Werk’.

presto: Das Wort heißt im Italienischen ’schnell ’.

Sopran: Der Sopran als die höchste Frauen- oder Knabenstimmlage ist im 18. Jahrhundert aus italienisch soprano ’der Oberste, der darüber Befindliche’ entlehnt.

Tenor: Das italienische Wort geht auf lateinisch tenere ’halten’ zurück. Der Tenor kann also seine Stimme halten.

Italienische Küche

Canellonni: Das sind mit Fleisch gefüllte und mit Käse überbackene Nudelteigröllchen. Das italienische Wort kommt von lateinisch canna ’kleines Rohr’. Davon ist das deutsche Fremdwort Kanal abgeleitet.

Lasagne: Die Lasagne sind breite Bandnudeln, die mit einer Hackfleischmasse abwechselnd geschichtet und mit Käse überbacken sind. Das Wort kommt von italienisch lasagne, der Pluralform zu lasagna ’ Bandnudel“, abgeleitet von lateinisch lasanum ’(Koch)geschirr’ zu griechisch λάσανον.

Makkaroni: Das Wort Makkaroni ist bereits seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland bekannt. Das italienische Wort maccheroni ist der Plural zu maccherone ’Röhrennudeln’. Die weitere Herkunft ist evtl. griechisch μακαρία ’Glückseligkeit’.

Minestrone: Die Gemüsesuppe mit Reis und Parmesankäse leitet sich als Vergrößerungsform zu italienisch minestra ab, einer Form zu minestrare ’auftischen ’. Aus dieser Wurzel auch unserer Wörter Ministrant als Messdiener und Minister, alles Ableitungen zu lateinisch minus, dem Neutrum zu minor ’kleiner. geringer’.

Penne: Das Wort kommt von penna ’Feder’.

Pizza: Die Herkunft des Wortes ist ungeklärt. Es ist evtl. vom Lateinischen pinsere ’kleinstampfen, zerstoßen’ abzuleiten.

Spaghetti: Das Wort kommt direkt aus dem Italienischen. Es ist die Pluralform zu spaghetto ’Bindfaden, Schnürfaden’, der Verkleinerungsform zu spago ’Schnur’.