43. Salon der Sprachen mit Prof. Hans Martin Ritter

Photo: Bertolt Brecht
in der Bibliothek des
Leibniz-Zentrum
Allgemeine
Sprachwissenschaft (ZAS)
am Mittwoch, den 8. November
um 19:00 Uhr
Schützenstr. 18, Aufgang B, 2. Stock
10117 Berlin
Eintritt frei
Am Mittwoch, den 8. November um 19:00 Uhr findet der 43. Salon der Sprachen statt, zu dem wir hiermit herzlich einladen.
Aufgrund der eingeschränkten Barrierefreiheit im Haus bitten wir insbesondere Gäste mit Rollstuhl um eine vorherige Anmeldung. Anmeldungen bitte unter guelzow@leibniz-zas.de
Prof. Hans Martin Ritter
„Brechts Bestie – Erzählen als Diskurs: Umwege und Irrwege der Kunst, die Wirklichkeit zu erfassen, oder: Fragen zu einer offenen Dialektik des Ästhetischen“
In der Erzählung Die Bestie beschreibt Brecht eine Probensituation im Rahmen einer Film-Produktion. Dabei geht es um die Rolle eines Verantwortlichen für Pogrome und um das ästhetische Problem der Authentizität und „naturgetreuer“ Darstellung und ihrer Wirkungen. Die Erzählung stellt u.a. Fragen an die Banalität und Konventionalität einer Existenz, in der „bestialische“ Gedanken, Gefühle und Handlungen zuhause sind, und an die Möglichkeiten der Kunst, dies zu erfassen und zu vermitteln.
Die Erzählung Brechts wird im Rahmen einer lecture performance vorgestellt und in ihren ästhetischen Dimensionen diskutiert. Modelle des Erzählens sind die Straßenszene Brechts und die Mauerschau. Der künstlerisch-praktische Test gilt u.a. der Frage, wieweit ästhetisches Handeln – als Theater oder in diesem Fall als Erzählen – in sich selbst Diskursqualität entwickeln kann – unabhängig von oder im Wechselbezug zu Kommentar und gesellschaftlicher Analyse. Das schließt die Frage ein, ob ungebrochene oder vorschnelle Parteilichkeit im Ästhetischen nicht womöglich in die Irre führt und die Widersprüchlichkeit der Welt verwischt und ob nicht gerade Vieldeutigkeit, d. h. eine „offene Dialektik“ dem Ästhetischen notwendig innewohnt.